Das System der Zwangsarbeit im NS-Staat

Angesichts eines durch die forcierte Rüstungsproduktion angespannten Arbeitsmarkts sah sich das NS-System schon vor dem Krieg gezwungen, trotz ideologischer Bedenken eine wachsende Zahl ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland zu akzeptieren. Nach Kriegsbeginn spitzte sich die Lage weiter zu, da immer mehr Männer zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Insbesondere nach dem Scheitern des "Blitzkrieg"-Konzepts im Dezember 1941, als der deutsche Angriff auf die Sowjetunion vor Moskau steckenblieb, entstand zur Deckung der gleichzeitigen Anforderungen von Wehrmacht und Rüstungsindustrie ein gewaltiger Arbeitskräftebedarf.

Den Einsatz von Frauen in Landwirtschaft und Industrie blockierten NS-Ideologen, da man die Frau auf die Mutter- und Hausfrauenrolle beschränken wollte. Nach den raschen Siegen über Polen, Niederlande, Belgien, Norwegen und Frankreich sowie der Eroberung größerer sowjetischer Gebiete wurde deshalb das so gewonnene riesige Arbeitskräftepotenzial brutal ausgenutzt. In Deutschland wurde Zwangsarbeit zur Normalität. Im Frühjahr 1944 arbeiteten 7,4 Millionen Ausländer im Deutschen Reich, davon 2,8 Millionen aus der UDSSR, 1,4 Millionen aus Polen und 1,3 Millionen aus Frankreich.

Die in Deutschland eingesetzten ausländischen Zwangsarbeiter können in drei Gruppen unterteilt werden:

Kriegsgefangene

Nach ihrer Gefangennahme wurden gegnerische Soldaten in Übergangslagern zusammengetrieben und zum großen Teil nach Deutschland transportiert. Sie unterstanden der Gewalt des Oberkommandos der Wehrmacht, blieben immer unter militärischer Überwachung und wurden in so genannten Kriegsgefangenenbataillonen als Arbeitskräfte eingesetzt, in der Regel gemäß den internationalen Abkommen.

Ausländische Zivilarbeiter

Die zivilen Arbeitskräfte aus den eroberten Ländern wurden anfangs angeworben; mit vielerlei Versprechungen wurden Freiwillige gewonnen. Bald griff man jedoch zu Zwangsmitteln, die bis zur Massendeportation reichten, weil die in der Regel schlechten Arbeitsbedingungen und die diskriminierende Behandlung in Deutschland die Zahl der Freiwilligen drastisch reduzierten.

KZ-Häftlinge

Seit dem Frühjahr 1942 begann die SS, an Firmen insbesondere ausländische und jüdische KZ-Häftlinge zu verleihen. Überall im Reichsgebiet entstanden Außenlager der KZ, auch - wie in Mannheim-Sandhofen - mitten in Städten, um Rüstungsbetrieben recht- und schutzlose billige Arbeitskräfte zuzuführen.